Virtuelle Immobilien bringen echtes Geld

Im letzten Monat erwarb Jon Jacobs als erster Mensch überhaupt für 100.000 Dollar eine virtuelle Immobilie. Das Kaufobjekt: eine Raumstation im Rollenspiel "Project Entropia". Die Aussichten: barer Gewinn. Einsichten in ein faszinierendes Universum.

Jon Jacob nennt sich online „Neverdie“ und ist so etwas wie eine Berühmtheit im Weltraum-Fantasy-Spiel „Project Entropia“. Mit 100.000 Dollar hat er gerade eine virtuelle Raumstation gekauft. Er ist so überzeugt von der Möglichkeit, diese gewaltige Investition schnell in Gewinn umzuwandeln, dass er sein echtes Heim beliehen hat.

Project Entropia ist ein virtuelles Universum mit einem reellen Wirtschaftssystem. Der Schauplatz ist Calypso, der erste bewohnbare Planet, der von Menschen entdeckt wurde. Jeder Spieler übernimmt die Rolle eines Kolonisten und arbeitet zusammen mit anderen Teilnehmern daran, eine neue Welt zu erschaffen. Das Leben in der Kolonie wird jedoch stets von feindlichen Kräften bedroht.

Jacobs Zuversicht basiert zum Teil auf den Erfahrungen von David Storey, der in diesem Jahr bereits den bisherigen Rekord für den höchsten je gezahlten Preis für ein virtuelles Anwesen aufgestellt hat. 26.500 Dollar hat er für Treasure Island, ein privates Stück Land von „Project Entropia“, auf den Tisch gepackt. Storey, so erklärte Jacobs, hat sein Geld durch Steuern schon wieder eingespielt. Diese erhält er von Jägern und Bergarbeitern, die auf seiner Insel jagen und schürfen.

Zwar ist es bisher noch nicht oft vorgekommen, dass Spieler fünf- oder sechsstellige Summen für virtuelle Gegenstände bezahlt haben, aber der Handel mit solchen Gütern boomt. Der Wert für alle virtuellen Gegenstände – Schwerter, Rüstungen, Unterkünfte, Fahrzeuge und dergleichen – wird auf mehrere Hundert Millionen Dollar pro Jahr beziffert. Und das Ende der Fahnenstange ist noch lange nicht erreicht.

CNET News.com/ZDNet hatte vor kurzem die Gelegenheit, mit Jacobs zu sprechen und sich mit seinem berühmten Avatar bekannt zu machen. Er erklärte, warum er sich auf etwas eingelassen hat, von dem der Rest von uns nicht einmal träumen würde.

ZDNet: Wo kommt das Alias Neverdie her?

Jacobs: Das ist meine Vorstellung der ultimativen Videospielfigur. Denn was passiert einem am häufigsten, wenn man Videogames spielt? Man stirbt. Die ultimative Figur ist also die, die niemals stirbt.

ZDNet: Warum ist Neverdie so bekannt im „Project Entropia“-Universum?

Jacobs: Das hat schon früh begonnen. Als ich angefangen habe zu spielen, war ich hinter all dem tollen Zeug her, ich war der Erste, der sich ein komplettes Set Shadow Armor gekauft hat, das war die Mega-Ausrüstung. Das war ein historischer Tag und zum ersten Mal machte sich Neverdie einen Namen. Etwa ein Jahr später habe ich einen Song („My girl is a gamer chick, I really love her so“) über meine Freundin aufgenommen. Ich habe ihn an die Entwickler von „Project Entropia“ geschickt und er hat ihnen auf Anhieb gefallen. Sie haben angeboten ihn in die Jukeboxes (auf die man überall im Spiel trifft) aufzunehmen. Das war einfach unglaublich. Ich konnte von Stadt zu Stadt reisen und die Leute spielten überall mein Lied. Sobald es sich herumgesprochen hatte, dass Neverdie einen Song geschrieben hat, wurde sowohl meine Spielfigur als auch die meiner Freundin berühmt.

ZDNet: Erzählen Sie uns etwas über die echte Geldwirtschaft des Spiels und wie Sie sich daran beteiligen?

Jacobs: Ich war gleich begeistert vom Konzept der echten Geldwirtschaft. Als Treasure Island versteigert wurde, habe ich alles verkauft und alles versucht, um genug Geld zusammenzubekommen, um die Insel zu kaufen. Ich hab es fast komplett mit den Gewinnen, die ich während des Spiels angehäuft hatte, versucht und letztendlich habe ich 26.000 Dollar geboten. Aber ich wurde überboten. Es war einer dieser wirklich historischen Momente wie in „Everquest“, wenn man seinen ersten Drachen tötet. Ich habe das Potenzial des Ganzen erkannt, aber das liegt hinter mir. Ich habe meine Lektion gelernt, nämlich, dass ich es mir nicht leisten kann, es nicht zu tun. Ich konnte es mir nicht leisten, auf dieses Weltraumressort zu verzichten. Es ist zu lukrativ. Der Käufer von Treasure Island hat seine Ausgaben innerhalb eines Jahres wieder reingespielt.

Themenseiten: IT-Business, Strategien

Fanden Sie diesen Artikel nützlich?
Content Loading ...
Whitepaper

Artikel empfehlen:

Neueste Kommentare 

Noch keine Kommentare zu Virtuelle Immobilien bringen echtes Geld

Kommentar hinzufügen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *